Wichtiges aus dem Buch „Bhagavad Gita – von Michael von Brück & Bede Griffiths“
[Nachtrag: 12.01.2017]
Bevor ich mit der Zusammenfassung anfange, ein Zitat aus der Bhagavad Gita als Einführung: Die Verblendeten missachten mich, wenn ich menschliche Form annehme. Sie kennen meine höhere Seinsweise nicht, in der ich der große Herr der Schöpfung bin.
Farbhervorhebungen und deren Bedeutung
Farbe: grün → meine Formulierung/Kommentar Farbe: blau → aus dem Buch, elementar wichtig
Prakriti
S. 86 → Diese Gedanken sind aus der Samkhya-Philosophie abgeleitet. Danach sind alle Aktivitäten der Naturkräfte Modifikationen in der prakriti. Purusha hingegen ist Geist, Bewusstsein und vollkommen inaktiv. Bildhaft drückt sich diese Anschauung aus in der Göttin Kali, die auf dem liegenden Körper Shivas tanzt. Shiva ist hier reines Bewusstsein, Geist, inaktiv und vollkommen ruhig. Alle Energie und Aktivität kommt aus dem weiblichen Prinzip, der Natur, der prakriti.
Guru, Vermittlung vom Wissen
S. 93 → Die alten spirituellen Lehren sollen in ununterbrochenen Traditionslinien vom Ursprung der Zeit bis in unsere Gegenwart authentisch überliefert worden sein. Yoga ist nach solchen Vorstellungen so alt wie die Welt. Deshalb muss man sich einem Guru anvertrauen, der von einem anderen Guru initiiert worden ist usw. Für die Vermittlung vom Wissen jeglicher Art brauchen wir immer einen guten Guru (= Lehrer/Lehrerin), ansonsten werden wir „immer“ von der Dunkelheit/Unwissenheit umgeben sein. Ein Guru, der sich selbst in der Unwissenheit findet oder bewußt, die Dunkelheit streut (z. B. Wissen begräbt), kann natürlich kein guter Guru sein.
Vier Yugas
S. 94 → In der Hindu-Chronologie unterscheidet man vier yugas oder Zeitalter. Am Anfang gab es ein Goldenes Zeitalter, wo der Mensch Gott am nächsten war und dem dharma gemäß lebte, ohne dafür Unterweisung zu benötigen. Gemäß der Hindu-Tradition stand der Mensch auf vier Beinen. Dann im Silbernen Zeitalter stand er auf dreien, im Bronzenen Zeitalter auf zweien und jetzt leben wir im Eisernen Zeitalter, dem kali-yuga, wo der Mensch auf einem Bein steht und alles vom Kollaps bedroht ist. Der moderne Mensch hat eher die umgekehrte Vorstellung von einer Kurve des Fortschritts, so dass im Verlaufe der Zeit die menschliche Entwicklung zum besseren voranschreitet, wobei der Mensch des 20. Jahrhunderts meint, seine Lebensform entspreche der Krone der Menschheit, der Geschichte und der Schöpfung. Dies sind also zwei ganz unterschiedliche Gesichtspunkte, jeder mit seiner eigenen Gültigkeit. Wir meinen, allmählich fortzuschreiten, während die Alten der Meinung waren, dass die transzendente Weisheit ewig sei und von Anfang an vom Menschen erkannt worden wäre. Wir schreiten gewiss im quantifizierenden Wissen und in technologischer Machbarkeit voran, aber nicht in dieser wesentlichen Weisheit. Sie wird nun dem Arjuna durch Krishna offenbart. Er offenbart sie ihm, denn »du bist ja mein Anbeter und Freund«. Der Begriff, der dafür gebraucht wird, ist bhakta. Dieses Wort ist ein Schlüsselwort in der Gita. Die Wurzel von bhakta ist bhaj. Sie scheint ursprünglich zu bedeuten: »teilhaben an«, »an etwas teilnehmen« und dann auch »durch Affekt teilnehmen«. Diese verschiedenen Bedeutungsnuancen sind geblieben. Aber zur Zeit der Gita bedeutete das Wort vor allem »Liebe« und »Loyalität«. Es ist eine devotionale Liebe, die konstant und verlässlich ist, nicht eine leidenschaftliche.
Avatara
S. 98 →
7:
Immer wenn die Weltordnung niedergeht und Unordnung zunimmt, du Nachkomme des Bharata, dann schaffe ich mich selbst;
8:
Als Zuflucht für die Gerechten und zur Vernichtung der Übeltäter, um die Weltordnung wieder herzustellen, entstehe ich von Zeitalter zu Zeitalter.
In diesem Zusammenhang bedeutet Zeit „Ära“.
Das Wort srijami kommt von der Wurzel srij, und diese bedeutet »schaffen« oder »projizieren«: Ich projiziere mich selbst, ich schaffe mich selbst. Ich gebäre mich selbst. Das ist die Vorstellung vom Avatara, der Herabkunft Gottes in die Welt. Man spricht von zehn klassischen Avataras oder Inkarnationen Vishnus, und Krishna gilt als eine von ihnen.
Die zehnte Avatara heißt Kalki Avatara, der den Reinigungsprozess einleitet.
Kundalini-yoga: Sieben Chakras/psychische Energie Punkte/Zentren
S. 135/136 → Die göttliche Energie, so heißt es, ist an der Basis der Wirbelsäule konzentriert. Man hat dafür das Bild einer zusammengerollten Schlange geprägt, und diese Energie muss allmählich nach oben durch die einzelnen Zentren hindurchgezogen werden. Das erste Zentrum an der Basis der Wirbelsäule heißt muladhara. Darüber ist das Zentrum der Geschlechtskraft, das svadhishtana heißt. Es ist überhaupt das Zentrum der schaffenden Lebensenergie. Darüber in der Nabelgegend ist das manipura cakra, das als Zentrum des emotionalen Lebens gilt. Dann kommt das Herzzentrum, anahata cakra, der Sitz des Willens und der Affekte, wo sich die Person für andere öffnet. Darüber liegt das Kehlkopfzentrum, vishuddha cakra, wo die Fähigkeit der subtilen Energieströme von Rede, Poesie und Musik zentriert sind. Höher noch ist das ajna cakra am Punkt zwischen den Augenbrauen gelegen. Das ist der Ort der reinen Intelligenz und das Zentrum des Lichtes. Es ist der Punkt zwischen den Augenbrauen, der hier im Gita-Text erwähnt wird. Schließlich befindet sich ganz oben an der Spitze des Kopfes der sogenannte tausendblättrige Lotos, das sahasrara cakra. Alle diese Energien verschmelzen an diesem Punkt am Scheitel, wo sie sich für das Göttliche Licht öffnen. Das ist der Punkt, wo die Person zur ihrer vollendeten Blüte entfaltet ist und ihre Vollkommenheit erreicht. S. 150 → 9: Derjenige zeichnet sich aus, der gegenüber Freunden, Gefährten und Feinden, Neutralen, Gegnern und Verwandten sowie Guten und Bösen gleichen Sinnes ist.
Die Kontrollinstanzen – ideale Hierarchie
S. 160 → Das Bewusstsein soll die Sinne kontrollieren. Wenn die Sinne unkontrolliert bleiben, gebärden sie sich wie die wilden Pferde eines schlechten Wagenlenkers. Wenn sie aber durch das Bewusstsein kontrolliert werden, ähneln sie gut zugerittenen Pferden, und der Wagen kann problemlos gesteuert werden. In der Katha Upanishad werden die menschlichen Fähigkeiten dreifach unterschieden: die Sinne (indriyas), der Verstand (manas) und die höhere Vernunft (buddhi).
Yoga
S. 174 →
3:
Unter Tausenden von Menschen strebt kaum einer nach Vollkommenheit und unter denen, die nach Vollkommenheit streben, kennt kaum einer mich wirklich.
S. 199 →
Es wird eine Geschichte von einem Yogi Tapasvi Maharaj erzählt, der erst mit 185 Jahren gestorben ist. Er konnte den Tod spüren und so den Menschen mitteilen, wann ganz genau sein Tod eintreten wird, so dass ein Richter aus Bangalore Zeuge seines Todes wurde. Dieser Richter schrieb auch eine Biografie über den Yogi. Der Yogi wurde dreimal während seines langen Lebens mit einer besonderen Medizin, welches kaya-kalpa heißt, die aus bestimmten Kräutern aus dem Himalaya stammen, behandelt. Diese Kräuterbehandlung leitete den Verjüngungsprozess ein. Man konnte bei ihm dies nur dreimal durchführen, da schließlich die Wirkung nachließ.
Unterschied zwischen Jnana (Weisheit) und Vijnana (Wissenschaft)
S. 207/208 →
Hier geht es um jnana, die höchste Weisheit, die wir einigendes Wissen oder intuitive Weisheit nennen können; sie wird unterschieden von vijnana, dem unterscheidenden Wissen. Die meisten Menschen kennen nur vijnana. Sie können nur mit ihren diskursiven mentalen Fähigkeiten Eindrücke unterscheiden und erlangen niemals jnana. Wenn man aber jnana erlangt hat, so ist darin auch vijnana, die Unterscheidung, enthalten. Jnana und vijnana gehören zusammen.
S. 213 →
10:
Unter meiner Aufsicht gebiert die Natur belebte¹ und unbelebte² Wesen. Aus diesem Grunde, Kunti-Sohn, ist das Universum in ständiger Bewegung. ¹ biologische Definition von Lebewesen ² unbelebte Materie wie z. B. Stein
11:
Die Verblendeten missachten mich, wenn ich menschliche Form annehme. Sie kennen meine höhere Seinsweise nicht, in der ich der große Herr der Schöpfung bin.
Die drei Grundeigenschaften der Natur
S. 311, 314, 315 →
Sattva:
Licht, Intelligenz, das Gute, Klarheit, Harmonie
Rajas:
Energie, Mut, Kraft, Gier, Bewegung, Rastlosigkeit
Tamas:
Ruhe, Faulheit, Dunkelheit, Trägheit, Chaos, Unwissenheit
Pravritti ist die Kraft, die den Menschen zur Aktivität nach außen treibt, im Gegensatz zu nivritti, der zentrierenden oder nach innen sich sammelnden Kraft.
Hier steht der Begriff trishna, ein buddhistisches Wort, das »Anhaften am Leben« oder »Durst nach Dasein« bedeutet. Es ist der Durst nach Dasein, der uns an die Welt bindet.
S. 316 →
Ajnana, Unwissenheit, ist hier der Schlüsselbegriff. Denn so wie jnana, Weisheit, die Wirkung von sattva ist, so ist Unwissenheit die Wirkung von tamas.
S. 319 →
Die Frucht guten Handelns ist nirmala, ohne Befleckung, rein. Die Frucht von rajas ist duhkha, Leiden und Schmerz. Die Frucht von tamas ist Unwissenheit, ajnana, die Verdunkelung des Bewusstseins. Wiederum fällt auf, dass rajas und tamas immer mit negativen Begriffen besetzt sind, während allein sattva eine positive Wertung erfährt. Wir sollten aber eine balanciertere Haltung einnehmen und erkennen, dass die Energien von rajas (Energie) und tamas (Festigkeit und Solidität) auch notwendig sind für ein ausgeglichenes Leben.
Man sollte nicht vergessen, dass jedes Lebewesen und auch die unbelebte Materie eine Ruhephase (tamas) z. B. den Schlaf benötigt für die Regeneration.
16:
Man sagt, die Frucht der wohlgetanen Handlung ist von Reinheit gezeichnet und makellos; die Frucht der Energie aber ist Leiden, die Frucht der Trägheit ist Unwissenheit.
17:
Aus Reinheit entsteht Erkenntnis und aus Energie die Gier; aus Trägheit entstehen Nachlässigkeit, Verblendung und Unwissenheit.
18:
Die in Reinheit Befindlichen gehen aufwärts; die von Energie Geprägten bleiben in der Mitte; die von Trägheit, der niedrigsten der Grundeigenschaften, Geprägten, gehen abwärts.
Brahman, Atman, etc.
S. 324 →
27:
Denn ich bin die Grundlage des Brahman (Brahman ≠ Brahma), des unsterblichen und unveränderlichen, und der ewigen universalen Ordnung und der einzigartigen Seligkeit.
S. 331 →
10:
Ob er nun den Körper verlässt oder bleibt oder genießt, was durch die Grundeigenschaften geprägt ist – die Verblendeten sehen Ihn nicht. Nur diejenigen schauen Ihn, die das Auge der Weisheit haben.
Der gewöhnliche Mensch sieht mit dem Verstand und den Sinnen, aber der Weise erkennt, dass Verstand und Sinne alle im atman wurzeln. Wir brauchen das dritte Auge, das Auge der Weisheit, um hinter der äußerlichen Person den Christus in uns selbst zu entdecken.
S. 338 →
19:
Wer mich so, frei von Verblendung, als Höchsten Göttlichen Geist erkennt, der erkennt alles und hat Anteil an mir mit seinem ganzen Wesen, Nachkomme des Bharata.
S. 348 – 354 →
4:
Heuchelei, Arroganz und Hochmut, Zorn, Grobheit und Unwissenheit dies sind die Werte dessen, Pritha-Sohn, der zu widergöttlicher Existenzweise geboren ist.
5:
Göttliche Existenzweise führt zu Befreiung, widergöttliche zu Fesselung, so heißt es. Sorge dich nicht, denn du bist zu göttlicher Existenzweise geboren, Pandu-Sohn.
6:
In dieser Welt gibt es zwei Arten von geschaffenen Wesen: göttliche und widergöttliche. Von der göttlichen ist bereits ausführlich gesprochen worden. Höre nun von mir über die widergöttliche, Pritha-Sohn.
7:
Die widergöttlich bestimmten Wesen kennen nicht den Unterschied von Zuwendung zur Welt und Abwendung von ihr, auch nicht Reinheit und rechten Lebenswandel. Wahrheit findet man in ihnen nicht.
8:
Sie sagen, dass die Welt weder Wahrheit noch eine Grundlage noch einen göttlichen Herrn habe und nicht durch gesetzmäßige Verursachung entstanden sei. Ist sie etwa anders als durch Begierde entstanden?
»Widergöttliche« Menschen wissen nicht, was zu tun und was zu lassen ist. Nicht, dass sie nicht aktiv wären, aber sie kennen weder Reinheit noch Moralität noch Wahrheit.
Dies ist tatsächlich eine treffende Beschreibung für die Ungläubigen zu allen Zeiten und in allen Religionen.
9:
Menschen, die sich dieser Ansicht anschließen, geben sich selbst verloren und sind von wenig Einsicht. Sie erweisen sich als Täter von Grausamkeiten, die zum Untergang der Welt führen; sie sind Feinde.
10:
Sie sind abhängig von unstillbarer Begierde und voller Heuchelei, Stolz, Lüsternheit. Da sie aus Verblendung falsche Vorstellungen angenommen haben, handeln sie nach unreinen Lebensregeln. Kama ist die Lust oder das Verlangen, die Leidenschaft, die einen Menschen blind machen kann, wie wir bereits im zweiten Kapitel sahen. Dies ist der Grund, weshalb Menschen gegen ihren Willen Böses tun.
11:
Sie sind maßloser Sorge erlegen, die erst mit dem Tod endet, und machen den Genuss von Lust zu ihrem höchsten Ziel. Sie sind überzeugt, dass dies alles ist, was es gibt.
12:
Gebunden von hundert Fesseln der Erwartungen, verfallen an Begierde und Zorn, so gieren sie nach Lustgenuss, indem sie Reichtümer unrechtmäßig anhäufen.
19:
Ich schleudere immer wieder solche gemeine Menschen, die hassen, grausam und unrein sind, in den Kreisläufen von Wiedergeburten in wiedergöttliche Schöße hinein.
In dem Reinigungsprozess der Kali-Yuga wird dies nicht der Fall sein. Diese Art von Menschen werden das Unendliche Leiden kennenlernen. Sie werden weder Widergeboren noch erlangen Sie zum Schoß Gottes.
S. 378 →
Eine der großen Intuitionen der Gita beinhaltet, dass die Quelle von allem, was sich in der Welt ereignet, die eine ewige Wirklichkeit ist; nur unsere Unwissenheit lässt uns die Raum-zeitlichen Phänomene für das letztgültig Wirkliche halten.
S. 380, 381, 382, 383, 384 →
Durch Rajas (an)getriebene Handlung (24, 27, 31, 34, 38)
- Eine Handlung aber, die mit großer Anstrengung zur Erfüllung von Begierden oder auch aus Ich-Sucht vollzogen wird, wird als Energie-geprägt bezeichnet.
- Leidenschaftlich, verlangend nach der Frucht des Tuns, habgierig, gewaltbereit, unrein, von Freude und Kummer umgetrieben – ein so Handelnder wird Energie-geprägt genannt.
- Vernunft, durch welche man falsch unterscheidet, was recht und unrecht, was zu tun und zu lassen ist, ist Energie-geprägt, Pritha-Sohn.
- Beständigkeit aber, Arjuna, durch welche man Pflichten, Lust und Reichtum erwirbt, anhaftend und gierig nach Erfolg, solche Beständigkeit ist Energie-geprägt, o Pritha-Sohn.
- Glück, das durch die Verbindung von Sinnen und Objekten zu Beginn dem Nektar der Unsterblichkeit gleicht, in der Weiterentwicklung aber wie Gift wirkt, wird als Energie-geprägtes erachtet.
Durch Tamas (an)getriebene Handlung (25, 28, 39)
- Eine Handlung, die unter Missachtung der Folgen – etwa Zerstörung oder Verletzung anderer – und auch der eigenen Kraft, aus Verblendung vollzogen wird, wird Trägheits-geprägt genannt.
- Ungezügelt, vulgär, stur, niederträchtig, unaufrichtig, faul, depressiv und zögerlich – ein so Handelnder wird Trägheits-geprägt genannt.
- Vernunft, die Unrechtes für recht hält, weil sie von Dunkelheit umhüllt ist und alle Dinge ins Gegenteil verkehrt, ist Trägheits-geprägt, Pritha-Sohn.
- Glück, das zu Beginn wie am Ende eine Verblendung des Selbst darstellt, da es aus Schläfrigkeit, Faulheit und Nachlässigkeit entsteht, gilt als Trägheits-geprägt.
Durch Sattva (an)getriebene Handlung (26, 33, 37)
- Frei von Anhaften, ohne Ich-Bezogenheit, erfüllt von Beständigkeit und Entschlusskraft, unbeirrt von Erfolg und Misserfolg – ein so Handelnder wird Reinheits-geprägt genannt.
- Beständigkeit, durch die man die Funktionen des Denkens, der Lebensenergie und der Sinne durch unentwegte Yoga-Übung geeint zusammenhält – solche Beständigkeit ist Reinheits-geprägt, O Pritha-Sohn.
- Was zu Beginn wie Gift erscheint, in der Entwicklung aber dem Nektar der Unsterblichkeit gleicht, das ist ein Glück, das als Reinheits-geprägt verkündet wird, da es der eigenen Vernunft und Klarheit entspringt.
Es ist nützlich zu prüfen, ob die eigenen Einstellungen und Handlungen von den Qualitäten sattva, rajas oder tamas geprägt sind. Die drei Grundeigenschaften müssen aber im Verlauf unseres Reifungsprozesses zur Harmonie kommen. Tamas und rajas sollen unter vollständige Kontrolle der sattva-Qualität gelangen, die alles durchdringen muss.
Das Wort für Beständigkeit ist dhritya. Die Wurzel dhr ist dieselbe, die wir auch in dharma haben und die das Gesetz bezeichnet, das alles im Universum verlässlich lenkt und auch unsere Pflicht beschreibt.
Eine Grundeinsicht der Gita ist die, dass der Pfad der Tugend am Anfang schwierig zu sein scheint, später aber Freude und Erfüllung bringt, während der Pfad des Lasters anfangs attraktiv und vergnüglich erscheint, schließlich aber in Trauer und Leiden endet. Eine ähnliche Erfahrung drückt sich im Evangelium* so aus: »Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit, und viele gehen ihn. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng, und der Weg dorthin ist schmal, und nur wenige finden ihn.« * Matthäus Evangelium (7:13)
S. 384, 385 →
40:
Weder auf der Erde noch bei den Göttern im Himmel gibt es ein Wesen, das von diesen drei Grundeigenschaften frei wäre, die mit der Natur selbst gegeben sind.
Hier wird das Wort „Göttern“ im Plural verwendet. Dies ist ein Übersetzungs-/Verständnisfehler des Autors. Hier werden die Devas gemeint sein. Diese und ähnliche Fehler findet man auch bei anderen Autoren und Übersetzer.
In der indogermanischen Sprache, wozu auch die deutsche Sprache gehört, beschreibt das Wort Gott, das eine einzig Wahre. In der drawidischen Sprache, wozu offiziell die tamilische Sprache gehört und im Sanskrit, gibt es unterschiedliche Begriffe:
Para-Brahman, Purushothaman, Purusha, Paramporul, Iraivan, Kadavul etc.
Diese Begriffe beziehen sich meistens immer auf das eine Wahre göttliche, aber mit unterschiedlichen Namen, wie Shiva, Murughan, Pillaiyaar, Vishnu etc., aber sie müssen nicht zwingend laut deren Definitionen darauf (Shiva ≡ Murughan ≡ Pillaiyaar ≡ Vishnu ≡ …) beziehen. Was ich versuche zu erklären ist, dass z. B. das Wort Purusha kann auch Ehemann bedeuten.
Shiva und Parvathy bzw. Purusha und Prakriti bilden nur auf dem ersten Blick eine Dualität. Sie sind eine Seele in zwei Körpern.
Hier ist wieder die Grundunterscheidung der Wirklichkeit in purusha, Geist, und prakriti, Materie, aufgenommen. Die Schöpfung entsteht aus der Einheit beider und wird durch die drei Grundeigenschaften sattva, rajas und tamas geprägt. Wenn sattva dominiert, entsteht das Gute. Wenn rajas dominiert, entsteht Gewalt. Wenn tamas dominiert, sinkt alles herab in die Dunkelheit und zum Tod.
Hinweis
≡ (ausgesprochen: kongruent)
Dies ist ein mathematisches Symbol für Identität. Mit diesem Symbol wird ausgedrückt, dass beide Seiten, die durch das Symbol getrennt sind, identisch sind. Damit will ich ausdrücken, das die Namen der Gottheit wie Shiva ≡ Vishnu für identische Gottheit steht. Es sind keine zwei verschiedene Götter, sondern nur verschiedene Namen für die eine Wahre Gottheit.
Quelle
Michael von Brück & Bede Griffiths: „Bhagavad Gita – Mit einem spirituellen Kommentar von Bede Griffiths. Aus dem Sanskrit übersetzt, eingeleitet und erläutert von Michael von Brück“, (1993), ISBN: 3-466-20373-2
Englische Originalausgabe
„River of Compassion: A Christian Commentary on the Bhagavad Gita“ von Bede Griffiths, (1987), Element Books, Nachdruck 1995: ISBN 0-8264-0769-2
Online erhältlich als eBook (deutsche Ausgabe)
Universitätsbibliothek der Ludwig Maximilian Universität München (LMU) PDF-Datei (ca. 31MB)